NS – EXIL – 1938

Zwischen 2008 und 2018 war MH-K Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung www.exilforschung.ac.at und Mitglied bei weiteren einschlägigen Organisationen.

Als Nachkomme von Eltern und Großeltern, die auf der Flucht vor den Nationalsozialisten die Heimat verlassen mussten und ins Exil gingen, bestimmt dieses Thema nach wie vor viele Aktivitäten von MH-K, sei es als Entertainer, als Schriftsteller, als Kommentator, Moderator oder als Diskussionsteilnehmer.

Viele von MH-K’s Soloprogrammen mit Chansons, Couplets und Texten, wie „Lachertorten – mit Noten“, „Meschugge & CO“, „Ich glaub, ich bin nicht ganz normal“, À propos Wien“, „Lachertorten – mit Schlag“ sind den jüdischen Kabarettisten der österreichischen Zwischenkriegszeit und der sogenannten Wiener Kaffeehausliteratur gewidmet.

„An allem sind die Juden schuld“ – MH-K mit seiner Interpretation des Friedrich Holländer-Chansons aus dem Jahr 1931 mit zwei aktualisierten Textzeilen des Interpreten. (Klavier: Michael Kienzl)
Videoclip

„Wia en Wean da Hitler kumman is!“ Der 15. März 1938 auf dem Wiener Heldenplatz!
Videoclip
(Aus MH-K’s  satirischen Kleinkunst-Abend „WosWeaWoWaunWia en Wean“ mit Texten aus seinem gleichnamigen Buch, Ibera Verlag, Wien 2000, als MH-K’s Beitrag zum Gedenken 70 Jahre Anschluss Österreichs an Deutschland 1938)

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Nach wie vor ist aber auch MH-K immer noch Ziel antisemitischer Angriffe.

Und noch 2012 wurde auf dem St. Gilgener Ortsfriedhof auf der Tafel des Herz-Kestranek Familiengrabes beim Namen seines Großvaters väterlicherseits, der als Jude geboren und als getaufter Katholik gestorben war, der Davidstern beim Geburtsdatum weggekratzt.

Die Enteignung aller Besitztümer in und um Wien und in St. Gilgen 1938, lässt MH-K heute umso stärker daran festhalten, den Rest des elterlichen Besitzes in seinem Heimatort zu bewahren.

Über diese „Salzkammergut-Krankheit“, wie sie der österreichische Historiker Albert Lichtblau nennt, hat er am Beispiel von MH-K den  Essay „Der Fall Miguel Herz-Kestranek“ geschrieben.

An MH-K anonym zugesandte antisemitische Karikatur über Juden und Tracht.

 

…ausgestellt im Haus der Geschichte in Wien…

Juden unerwünscht in St. Gilgen 1938

Der nach dem Krieg restituierte Besitz in St. Gilgen als Müttererholungsheim der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV.

Salzburger Heimatkalender 1944

Im damals durch die sogenannte „Waldheimaffäre“ sensiblen sogenannten  „Anschluss-Bedenkjahr“ 1988, bereiste Herz-Kestranek im Anschlussmonat  März auf einer Lesetournee für vertriebene ehemalige Österreicher mit dem Programm „A propos Wien“ Israel.  Bei dieser Gelegenheit verwirklichte er seine Idee eines literarischen Fernseh-Filmfeuilletons über österreichische Exilanten in Israel mit dem Titel „Vergiss das Wort, vergiss das Land“. Ohne kommentierende Worte, führt diese behutsame, unaufdringliche, aber sehr berührende Dokumentation aus der Wiener Leopoldstadt zur Gedenkfeier in Yad Vashem bis ins österreichische Altenheim am Stadtrand von Tel Aviv. Interviewt werden 1938er Emigranten, deren Erinnerungen an Wien vom Zwiespalt zwischen Sehnsucht, Angst und Hass geprägt sind. Der Film wurde zweimal im ORF, sowie in 3-sat ausgestrahlt und wird mittlerweile vom Österreichischen Unterrichtsministerium für schulbildnerische Zwecke verwendet. Viele weltweite Kontakte mit ins Exil vertriebenen Österreichern führten auch zu Freundschaften, so nach New York emigrierten internationalen Bestsellerautor Frederic Morton. Dies fand ihren Ausdruck unter anderem darin, dass  Morton zwei Bücher MH-K’s bei zwei großen Buchpräsentationen  vorstellte und die Laudatio hielt. Eine andere Freundschaft, die zu fruchtbarer Zusammenarbeit führte, verband MH-K mit Fritz Kalmar, dem österreichischen Exilautor, der wie MH-K’s Vater, Exil in Montevideo gefunden hatte.

So forcierte MH-K etwa das Erst-Erscheinen eines der Bücher von Fritz Kalmar in (Das Wunder von Büttelsburg, Ibera Verlag Wien) einem Wiener Verlag und zeichnete dafür das Coverbild. Auch erwirkte MH-K die späte Aufnahme Kalmars in den Österreichischen P.E.N-Club und hielt anlässlich der Buch- Präsentation die Laudatio über Fritz Kalmar. Ein vergriffenes Buch von Kalmars bestem Freund im Exil, dem österreichischen jüdisch-katholischen Dichter und Regisseur Georg von Terramare, (Uns ward ein Kind geboren – Wiener Weihnachtslegenden) brachte MH-K als Herausgeber neu heraus und sorgt seitdem für seine Verbreitung.

Für den in der Emigration in La Paz verstorbenen und bislang vergessenen österreichisch-jüdischen Theatermann und Dichter Georg Terramare, gelang es, auf Herz-Kestraneks  Initiative hin, dass auf einer Ehrengedenktafel am Wiener Schottenstift der Name Terramare angebracht wurde.

 MH-K mit Fritz Kalmar bei der Enthüllung.

 

MH-K bei einer Rodungsaktion am damals noch verwilderten jüdischen Friedhof in Wien Währing.

Exilgedichte sind auch ein zentrales Thema im von MH-K als Mitherausgeber betreuten Buch „In welcher Sprache träumen Sie?, Österreichische Exillyrik“, mittlerweile das Standardwerk zu diesem Thema, oder in frühen Jahren ein kleines Büchlein über den österreichischen Lyriker Theodor Kramer (Oh, käms auf mich nicht an), das MH-K als Herausgeber gestaltete und das damals mithalf,  diesen großen vertriebenen jüdischen Dichter wieder zu entdecken.MH-K war auch Mitarbeiter einem der Bücher des österreichischen Historikers Albert Lichtblau über eine mit MH-K bekannte Insassin des Altersheimes für ehemalige Österreicher in TelAviv. (Herrlich ist’s in Tel Aviv aus der Wiener Perspektiv)
Die Beschäftigung mit dem Thema Judentum fließt auch in seine beiden  Bücher („Mit Éjzes bin ich versehen – Erlebtes-Erdachtes und Erlachtes, sowie „Die Frau von Pollak, oder Wie mein Vater jüdische Witze erzählte) ein.

MH-K bei einer Rodungsaktion am damals noch verwilderten jüdischen Friedhof in Wien Währing.

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Zusammen mit dem Direktor der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in den deutschsprachigen Ländern Arik Rav-On.

MH-K ist Kuratoriumsmitglied des  DÖW, des Dokumentationszentrums des Österreichischen Widerstandes, www.doew.at , welches sich unter anderem mit Widerstand und Verfolgung, Holocaust und Exil, Täterforschung beschäftigt. Sein Interesse, aber auch seine jüdischen Wurzeln brachten und bringen seine aktive Beschäftigung mit österreichischer Zeitgeschichte mit sich, die auch immer wieder in seine Bücher oder in Rezitationsprogramme einfließen. Von unzähligen Beispielen sei nur eines genannt:  Im österreichischen Parlament gestaltete und rezitierte Miguel Herz-Kestranek  im Jahre 2003 den literarischen Teil der Feierstunde  „Gegen Gewalt und Rassismus“ am Gedenktag am 5. Mai und erinnerte in seiner programmatischen Lesung in Anwesenheit  aller Abgeordneten und des österreichischen Bundespräsidenten an die Vertreibung und Exil im Jahre 1938. Und so gibt es kaum eine einschlägige Gedenk-Veranstaltung, oder Ehrung, wo MH-K nicht aktiv oder als Zuhörer zu finden ist.

 

Für etliche jüdische Exilanten, wie für Frederic Morton, oder den Schriftsteller Fred Wander, oder für Jaques Arndt, einen 1938 vertriebenen Wiener Schauspieler, der in Buenos Aires jahrzehntelang eine wöchentliche Radiosendung mit Musik aus Österreich gestaltete, reichte MH-K bei der österreichischen Bundesregierung erfolgreich Ehrungen wie das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, oder den Professorentitel ein, was für die Ausgezeichneten eine späte Freude und Genugtuung bedeutete.

Mittlerweile hält MH-K viel beachtete Reden zu diversen NS-Gedenktagen zum Beispiel in Mauthausen oder bei Symposien.

MH-K leitete auch etliche Gespräche rund um das Thema NS mit prominenten Gesprächspartnern, wie dem Nobelpreisträger für Literatur 2002 Imre Kertész, oder dem aus Österreich vertriebenen Journalisten, Publizisten und Friedensaktivist, sowie Chefredakteur und Herausgeber der Jerusalem Post Ari Rath über Heimat, Österreich, Israel und über ihre Einstellungen zu Emigration und Migration heute.

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Mit Programmen vertriebener jüdischer Wiener Dichter und zuletzt mit Lesungen aus seinen eigenen Büchern machte er, wie schon zuvor erwähnt, auch zwei Tournéen nach Israel, wo er an mehreren Plätzen in Jerusalem, in Haifa und TelAviv mehrere Lesungen abhielt und auch die das erwähnte literarische Film-Feuilleton drehte. Auf einer Tournée durch die USA, wo er in New York, Washington, Los Angeles und San Franzisco mit österreichisch-jüdischer Literatur in Kulturzentren, Universitäten, bei jüdischen Organisationen zum Teil vor großer Zuhörerschaft in großen Sälen las wurde dieser Film auch gezeigt.
Als dies für österreichische bzw. für Intellektuelle oder Künstler noch nicht „political correct“ war, suchte er den Kontakt  zum Wiener jüdischen Gemeindezentrum und gestaltete dort etliche Vortragsabende,  wobei er immer daran interessiert ist, sein Publikum  von Theater und  TV in jüdische Veranstaltungsstätten zu ziehen und auf diese Weise zum Abbau von Unwissenheit oder Barrieren beizutragen.